Laryngorhinootologie
DOI: 10.1055/a-1510-9686
Hintergrund Während der ersten Monate der COVID-19-Pandemie kam es zu einer deutlichen Reduktion in der Frequentierung der Institutionen im Gesundheitswesen. Dieser Umstand beeinflusste die rechtzeitige Diagnosestellung und subsequente Therapieeinleitung in nahezu sämtlichen Fachgebieten. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Evaluation eines hypothetisch veränderten Gesundheitsbewusstseins in Bezug auf die ambulante Konsultation von HNO-Ärzten in Deutschland. Material und Methoden Diese Studie nutzte die anonymisierten Daten aus 146 HNO-Praxen in Deutschland und umfasste 162724 Patienten im 2. Quartal 2019, 158077 im 3. Quartal 2019, 128342 im 2. Quartal 2020 und 149153 im 3. Quartal 2020. Das erste Outcome war der Unterschied in der Anzahl der Patienten mit mindestens einem Besuch in diesen Praxen zwischen dem zweiten und dritten Quartal 2019 und dem zweiten und dritten Quartal 2020. Das zweite Outcome war die Anzahl der Patienten mit neuen Diagnosen pro Praxis, definiert als Diagnosen, die zuvor nicht in der Datenbank für einen bestimmten Patienten dokumentiert waren. Ergebnisse Die Anzahl der Patienten pro Praxis war im 2. Quartal 2020 im Vergleich zum 2. Quartal 2019 signifikant geringer (879 versus 1108; p<0,001). Beim Vergleich des 3. Quartals 2020 mit dem 3. Quartal 2019 zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (1022 versus 1083; p=0,261). Diagnosen von Otitis media (-43%), akuten Infektionen der oberen Atemwege (-42%), chronischen Erkrankungen der oberen Atemwege (-21%) und Hörsturz (-20%) nahmen im 2. Quartal 2020 verglichen zum 2. Quartal 2019 signifikant ab. Im 3. Quartal 2020 gab es im Vergleich zum 3. Quartal 2019 darüber hinaus einen signifikanten Rückgang der Patientenzahlen für akute Infektionen der oberen Atemwege (-26%) und Otitis media (-25%). Schlussfolgerungen Die vorliegenden Ergebnisse sind, neben einer Vermeidung von Arztkontakten vonseiten der PatientInnen, sowohl auf die reduzierte Terminvergabe durch die HNO-Praxen als auch auf die konsequente Einhaltung und Umsetzung der Abstands- bzw. Hygieneregeln im Sinne der Verwendung von Atemschutzmasken (FFP2/KN95) zurückzuführen.
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