Zusammenfassung
Nach beträchtlichen Erfolgen als Forschungsinstrument findet die „Whole-exome"-Sequenzierung (WES) wegen hoher diagnostischer, zeitlicher und wirtschaftlicher Effizienz zunehmend klinische Anwendung. WES ist diagnostisches Mittel der Wahl bei Krankheitsbildern, die durch viele verschiedene monogene Ursachen bedingt sein können. Neurologische Indikationen sind z. B. Bewegungsstörungen, insbesondere bei frühem Symptombeginn, familiärer Häufung und komplexer Manifestation. Ausgehend von einer Blutprobe werden mittels Anreicherung und Sequenzierung des Exoms alle kodierenden DNS-Bereiche auf Punktmutationen und kleine Insertionen/Deletionen hin analysiert. Die Identifikation einer krankheitsverursachenden Variante erfordert eine professionelle Auswertepipeline, Variantenpriorisierungsschemata sowie Variantenklassifikationsdatenbanken. Während bereits viele Varianten zuverlässig als „pathogen" oder „benigne" eingestuft werden können, können „Varianten unklarer Signifikanz" (VUS) den Kliniker vor Herausforderungen stellen und erfordern eine periodische Reanalyse von WES-Daten. Als genetische Untersuchung verlangt die WES adäquate Patientenaufklärung, die speziell auch mögliche Nebenbefunde und Datensicherheit thematisieren sollte. Ein positiver molekularer Befund beendet diagnostische Irrfahrten, ermöglicht präzise genetische Beratung und kann auf gezielte Vorsorgemaßnahmen und Therapien hinweisen. WES trägt erheblich zum Verständnis der genetischen Architektur und Pathophysiologie neurologischer Erkrankungen bei und ermöglicht Präzisionsmedizin.
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